September 24

Die 7 Archetypen des inneren Kindes

Von Dominique Rychner 

Wenn wir mit 25 zum ersten Mal von jemanden abgewiesen werden, ist das schlimm und tut weh, aber meist verarbeiten wir diesen Schmerz gut und es entstehen keine bleibenden Schäden im Hinblick auf unseren Selbstwert und unsere inneren Überzeugungen.
Anders sieht das in den ersten 7-9 Lebensjahren aus. Wir sind in dieser Phase wie ein Aufnahmegerät, das immer mitläuft und alles Gesagte und Erfahrene in einem inneren Ordner, der uns ein Leben lang erhalten bleibt, abspeichert.
Demnach existieren in jedem von uns hunderte Prägungen und Muster, die wir aus der Kindheit mitgenommen haben. Unter anderem auch negative Glaubenssätze, Selbstzweifel, Enttäuschungen und Ablehnungen, aus denen dann oft schadhafte Verhaltens- und Gedankenmuster entstehen.
Amerikanische Psychologen haben zum besseren Verständnis die 7 Archetypen des verletzen inneren Kindes entwickelt, die ich dir heute genauer vorstellen möchte. Achte darauf, in welchem Typen du dich wiedererkennst.

1. Der Selbstaufofpernde

Menschen dieses inneren Kind Typs mussten meist sehr früh in ihrem Leben Verantwortung für eine nahestehende Person und deren Emotionen übernehmen. Gleichzeitig fehlte ihnen die Stärke und der Halt eines Erwachsenen, den sie damals gebraucht hätten. Die innere Überzeugung: Ich muss für andere da und für andere stark sein, um angenommen zu werden – hat sich tief eingeprägt.
Die späteren Auswirkungen: Menschen, deren inneres Kind in erster Linie diesem Typ entspricht, kümmern sich ständig um ihre Mitmenschen und vergessen dabei meist sich selbst. Sie werden oft als hilfsbereite und freundliche Genossen angesehen, vor allem auch deshalb, weil sie die Bedürfnisse der anderen über ihre eigenen stellen.
Gefahr: Die Gefahr dabei ist offensichtlich. Die eigenen Wünsche und Bedürfnisse bleiben auf der Strecke, langfristig führt das zu mangelnder Freude, Überforderung oder psychischer Erschöpfung.

2. Der Fröhliche

Bei Menschen dieses inneren Kind Types wurden negative Emotionen in der Kindheit entweder nicht gerne gesehen oder aber es gab durch andere Familienmitglieder schon so viel negative Energie, sodass sich dieser Innere Kind Typ gezwungen sah, stets ein Sonnenschein zu sein. Folgende innere Überzeugung ist meist entstanden: Nur wenn ich lieb und sonnig bin, werde ich geliebt.
Auswirkungen: Menschen diesen Types erscheinen uns meist fröhlich, stark und lustig. Sie kann scheinbar nichts so schnell verletzen oder aus der Bahn werfen. Tatsächlich haben sie ihre negativen Gefühle vor langer Zeit weggesperrt, was langfristig erhebliche negative Auswirkungen hat. Z.B. allgemeine Gefühlstaubheit auch gegenüber positiven Gefühlen, innere Leere, Überforderungen, Verschlossenheit, Erschöpfung, Beziehungsprobleme, gesundheitliche Probleme aller Art.

3. Der Ehrgeizige

Dieser Typ hat in der Kindheit sehr oft erlebt, dass die Zuneigung seiner Liebsten an Leistung geknüpft war. Lob, Aufmerksamkeit und Liebe gab es demnach nur, wenn fleissig im Haushalt geholfen oder gute Noten nachhause gebracht wurden. Folgende Überzeugung hat sich meist eingeprägt: Ich bin nur liebenswert, wenn ich etwas leiste.
Die Auswirkungen: Menschen dieses Typs leben oft mit einem ständigen inneren Leistungs- und Performancedruck. Sie denken, sie müssten sich Aufmerksamkeit und Liebe erst durch Höchstleistungen, die sie dann auch oft erzielen, verdienen.
Die Gefahr: Der grösste Fokus im Leben dieses Typs liegt auf Leistung und nicht auf leben, lieben und geniessen. Dadurch verpassen diese Menschen oft die lebenswerten Momente. Zudem drückt der innere-Leistungsdruck auch auf ihre Psyche. Stress, Überforderung, psychosomatische Beschwerden oder ein Burn-out können die Auswirkungen sein.

4. Der Trau-mich-Nicht-Typ

Auch bei diesem verletzten inneren Kind kann ein sehr leistungsbezogenes familiäres Umfeld Auslöser für sein späteres Verhalten sein. Eventuell wurde ihm schon früh bewusst gemacht, was es alles nicht kann und wo seine Schwächen liegen. Zudem kann sich das verletze Kind damals Perfektion angewöhnt haben, um endlich einmal gut genug für seine Eltern zu sein.
Die Auswirkungen: Dieser Typ möchte nicht im Mittelpunkt stehen, nicht auffallen, nicht kritisiert werden und auch nicht herausragen. Er verweigert Aktivität und Leistung aus Angst vor dem Scheitern oder aus Angst vor Kritik und Herabwürdigung.
Die Gefahr: Perfektionismus hat mit diesem Hintergrund einen guten Dünger. Weil er niemals anfängt oder etwas fertigbringt, bleiben seine Potentiale so oft unausgeschöpft und sein Leben oftmals leer. Unzufriedenheit, Leere und im Worstcase auch Depressionen können die Folge sein.

5. Der Abhängige

Dieses innere Kind durfte sich nicht frei entwickeln. Bestimmte Entwicklungsschritte wurden durch Überfürsorglichkeit gehemmt. Es hat oft keine Ermutigung zur Selbstständigkeit erhalten und bekam wenig Freiräume für seine Entwicklung. Es wurde so besonders abhängig von seinen Bezugspersonen.
Die Auswirkung: Diese Abhängigkeit setzt sich im Erwachsenenalter fort. Dieser innere Kind-Typ ist sehr oft emotional von seinem Partner (manchmal auch noch den Eltern) abhängig. Er empfindet es als grosses Glück, wenn sein Angebeteter ihm Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Oft wird er auch unterwürfig und macht sich stark vom Feedback seines Angebeteten abhängig.
Die Gefahr: Emotionale Abhängigkeit schädigt nachhaltig das Selbstwertgefühl. Betroffene fühlen sich oft alleine nicht lebensfähig und bleiben deshalb in Beziehungen oder bei Menschen, die ihnen nicht gut tun. Zudem sind sie schlecht in der Lage, ihre eigenen Wünsche und Träume zu realisieren.

6. Der Ja-sagende

Dieses verletze innere Kind hat, ähnlich wie das Selbstaufopfernde, in der Kindheit erlebt, dass er nur dann angenommen und geliebt wird, wenn er es anderen recht macht. Im Vergleich zum Selbstaufopfernden ist es noch zurückhaltender, um ja keinen Fehler zu machen. Es führt Wünsche, die an ihn herangetragen werden, aus und schlägt nie eine Bitte ab. Die Überzeugung: Ich muss mich fügen, lieb und unkompliziert sein, um geliebt zu werden – hat sich tief eingebrannt.
Die Auswirkung: Das eigene Wohlbefinden wird dem der anderen untergeordnet.
Die Gefahr: Weil diese Menschen oft schüchtern oder gar unterwürfig wirken, werden sie häufig ausgenutzt und nicht selten Opfer von narzisstischen Personen. Am Ende ihrer Tage blicken sie auf ein Leben zurück, dass sich nach den Wünschen und Bedürfnissen anderer gerichtet hat.

7. Der Retter

Dieses verletzte innere Kind hat in seiner Kindheit oft Situationen erlebt, in denen es ohnmächtig, hilflos und ausgeliefert war. Das kann emotionaler oder körperlicher Missbrauch sein, Konflikte in der Familie oder die Trennung der Eltern.
Die Auswirkungen: Häufig überkompensieren Betroffene mit dieser Prägung frühe Erfahrungen des Ausgeliefertseins, indem sie für andere als Retter auftreten. Sie möchten so unbewusst vom Ohnmächtigen zum Mächtigen zu werden. Ihr Verhalten: Sie wollen stets helfen und beschützen – oft auch ungefragt. Fatal dabei ist, dass sie anderen oft unterbewusst unterstellen, alleine nicht klar zu kommen.
Die Gefahr: Zum einen fühlen sich Mitmenschen von diesem Typ oft überfallen. Teilweise werden sie als dominant wahrgenommen. Zudem verpulvern diese Menschen all ihre Energie damit, anderen zu helfen und vergessen dabei sich um ihre eigenen Probleme und Wunden zu kümmern. Überlastung, Wut über zu wenig Dankbarkeit oder die Unfähigkeit, sich vom Leid anderer abzugrenzen sind oft die Folgen.

Impulse für deine Handlungsschritte

Erkenntnis ist immer der erste Schritt zur Veränderung und Heilung. In welchen Typen hast du dich wiederkannt? Notiere deine Erkenntnisse am besten schriftlich und lass sie auf dich wirken.
Jeder Archetyp des verletzten inneren Kindes kann zur Heilung finden. Frage dich für den Start, was dein inneres Kind statt dem was es bekommen hat, in der Kindheit gebraucht hätte, um sich von seinen Überzeugungen und Verhaltensmustern lösen zu können – notiere auch das schriftlich für dich.
Wenn du bereit bist deine Kindheitswunden bis in die Tiefe zu heilen, können Aufstellungen ein mächtiges Werkzeug sein, dich dabei zu unterstützen.


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